Anders heilen

Anders Heilen – was bedeutet das eigentlich?

Franziska RubinAls Ärztin bin ich natürlich Fan unserer Hochschulmedizin und es ist immer wieder atemberaubend, was alles erforscht wird, wie neue Diagnose und Therapiemöglichkeiten neu Hoffnung versprechen.

Was unsere Medizin aber häufig übersieht, ist, dass der Körper bei den meisten Erkrankungen beachtliche Selbstheilungskräfte entwickeln kann. Diese anzuregen, den Körper wieder in eine Balance zu bringen, wo er sich selber heilen kann, das ist der Ansatz vieler anderer Medizinsysteme. Und das ist auch eine Kunst.

Meiner Meinung nach, erzielen Arzt und Patient die besten Ergebnisse, wenn sie verschiedene Ansätze kombinieren! Noch besser läuft es mit der Heilung, wenn noch kleine Veränderungen von Lebensstil und Ernährung dazu kommen.

Im Folgenden habe ich die meisten wichtigen anderen medizinischen Möglichkeiten zusammengestellt:

Die Säulen der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM)

Die Naturheilkunde beinhaltet eine Bandbreite verschiedener Methoden, die die körpereigenen Fähigkeiten zur Selbstheilung anregen. Dies geschieht in allererster Linie mithilfe natürlicher Mittel wie Sonne, Licht, Luft und Wasser sowie Temperaturreizen.

Aber auch Bewegung, einschließlich Physiotherapie sowie Massagen gehören dazu. Eine zunehmende Bedeutung bekommt die sogenannte Mind-Body-Medizin (was Pfarrer Kneipp unter Ordnungstherapie verstand). Dabei geht es darum, mit unterschiedlichen Entspannungsverfahren Menschen zu befähigen, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Ernährung sowie therapeutisches Fasten sind ebenfalls wichtige Säulen der Naturheilkunde. Und natürlich der Einsatz von Heilpflanzen, die Phytotherapie.

Phytotherapie

Phytotherapie

Bei vielen Pflanzen weiß man durch die jahrtausendealte Erfahrung, dass sie wirken. Aber erst durch relativ neue Untersuchungen versteht man auch, wie sie wirken. Heilpflanzen entfalten ihre Eigenschaften meist als Vielstoffgemische. Obwohl häufig ein bestimmter Inhaltsstoff festlegt, wofür sie im Krankheitsfall genutzt wird, wirkt die Pflanze beziehungsweise Teile davon als Ganzes.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Phytopharmaka wie folgt: „Arzneimittel, deren wirksame Bestandteile ausschließlich aus pflanzlichem Material bestehen, wie beispielsweise Pflanzenpulver, Pflanzensekrete, ätherische Öle oder Pflanzenextrakte.“

In der Pflanzenheilkunde werden somit nur ganze Pflanzen oder Pflanzenteile (Blüten, Blätter, Samen, Rinden, Wurzeln) benutzt. Sie werden frisch, als Aufguss beziehungsweise als Tee (Abkochung, Auszug), Saft, Tinktur, Extrakt oder als Pulver angewendet. Arzneimittel auf der Basis von Einzelextrakten aus Pflanzen (z.B. Digitalis) fallen nicht unter die Bezeichnung Phytopharmaka. Auch homöopathische Zubereitungen gehören nicht dazu.

Gemmotherapie

Gemmotherapie

Die Bezeichnung dieser speziellen Form der Phytotherapie leitet sich von Gemma, lateinisch für „Knospe“ ab. Bestandteile der Gemmotherapie sind Knospen und Triebe, also die jüngsten und potentesten Pflanzenteile. Durch die Extraktion mit einer Glycerin-Alkohol- Lösung werden die Wachstumskräfte der Pflanze als Heil- und Regenerationskraft für den Menschen verfügbar.

Die Idee entwickelte der belgische Arzt Pol Henry (1918 bis 1988) in den 50er Jahren. Er untersuchte, welche Vitalstoffe in diesen jungen Pflanzenteilen stecken. Er fand dabei u.a. Proteine, Polyphenole, Enzyme, Vitamine u.v.m. in hoher Konzentration.

Mind-Body Medizin

Mind-Body-Medizin

Es handelt sich um ein vielgestaltiges Konzept für eine gesunde Lebensführung, wobei die Verantwortung des Einzelnen für die Gesundheit eine wichtige Rolle einnimmt. Letztlich geht es darum, mit Hilfe verschiedener Therapieansätze (Entspannungstechniken, Bewegung, Atmung, Meditation usw.) gestörte Harmonien in Körper, Geist und Seele wieder in Ordnung zu bringen und somit zur Gesundung beizutragen. Ein ganzheitliches Körperverständnis, das bereits bei Hippokrates zu finden ist, aber auch im Ayurveda, der Traditionellen Chinesischen Medizin, sowie in der „jüngeren“ Naturheilkunde verankert ist. Mind-Body-Medizin ist eine Erweiterung oder besser Untermauerung dieser Erkenntnisse durch unzählige Studien. Entstanden ist sie aus der Stressforschung und ist unterdessen ein eigenes Forschungsfeld. Die Therapie verfolgt zudem einen völlig anderen Ansatz: Es geht nicht um die Defizite, also kranken Anteile eines Menschen, sondern um die Frage, welche Quellen der Gesundheit, welche Ressourcen er u.a. mit Hilfe bestimmter Therapien oder Entspannungstechniken aktivieren kann.

Balneo- und Klimatherapie

Die positive Wirkung von Wasser und Klima ist seit der Antike bekannt. In geeigneten Kurorten und spezialisierten Kliniken werden entsprechende Heilkuren durchgeführt.

Balneotherapie

Balneotherapie

  • Heilwässer und Heilgase kommen als Bäder sowie als Trinkkuren in der Bäder- oder Balneotherapie bei einer Vielzahl von Beschwerden zur Anwendung:
  • Hydrokarbonalwasser: normalisiert den Stoffwechsel und mindert das Durstgefühl bei Diabetes Typ 2
  • Schwefelwasser: bei Hautkrankheiten, degenerativen und chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen des Bewegungsapparats
  • Chlorid-(Jod-)Sole-Wasser: bei Atemwegsbeschwerden, Magen-Darm-Erkrankungen, degenerativen und chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen
  • Meerwasser: bei Bronchitis, Neurodermitis, Akne und Psoriasis
  • Thermalwasser: bei degenerativen und chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen des Bewegungsapparats
  • Radon: bei Herz-Kreislauf-Krankheiten
  • CO2-Bäder: bei Bluthochdruck

Klimatherapie

Klimatherapie

Die Klimatherapie umfasst Heliotherapie (dosierte Sonnenbäder), klimatische Terrainkur (dosiertes Gehen) sowie die Frischluft-Liege-kur. Meeresklima und Mittelgebirgsklima sind besonders geeignet bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Haut- und Atemwegserkrankungen.

Heilfasten

Heilfasten

Der vorübergehende Verzicht auf Nahrung ist seit Jahrtausenden in fast allen Religionen und Kulturen bekannt. Heilfasten hat das Ziel, die Regeneration des Körpers zu beeinflussen. Der menschliche Körper kann für eine begrenzte Zeit schadlos ohne Nahrungszufuhr leben. Das geschieht beispielsweise während des Schlafs. Wie Studien nahelegen wirkt sich Heilfasten positiv auf Blutzucker- und Cholesterinwerte aus. Grundsätzlich können auch Diabetiker fasten, sofern kein Herz-Kreislauf-, Nieren- oder Leberleiden dagegenspricht. Fasten setzt antientzündliche Prozesse in Gang und auch die Psyche wird umgestimmt. Für manchen ist Fasten der Einstieg in einen gesünderen Lebensstil. Heilfasten sollte nur unter Aufsicht erfolgen. Für den Alltag empfiehlt sich ein intermittierendes Fasten, wobei zwischen zwei Mahlzeiten eine Pause von etwa 16 Stunden liegen soll. Viele Ärzte, Kurkliniken und einige Krankenhäuser bieten Fastenkuren an. Der Mediziner Dr. Otto Buchinger (1878 –1966) gilt als Wegbereiter der Fastentherapie in Deutschland.

Neuraltherapie

Diese Therapieform geht auf den Arzt Ferdinand Huneke (1891–1966) zurück, der gemeinsam mit seinem Bruder Walter die Idee verfolgte, dass chronische Krankheiten von Störfeldern wie alten Narben und Entzündungen ausgelöst werden können. Neuraltherapie ist eine Regulations- und Umstimmungstherapie, bei der geringe Mengen Betäubungsmittel entweder unter die Haut, seltener in Gefäße, Hohlräume oder Muskeln gespritzt werden. Dabei kommen verschiedene Injektionstechniken zur Anwendung, von der einfachen Quaddelung bis zu tiefen Injektionen in Nervengeflechte. An der Einstichstelle werden übergeordnete Reizleitungen des Körpers, ähnlich der Akupunktur, angesprochen. Auch bei Schlafstörungen können Störfelder verantwortlich sein, typischerweise sind es die Zähne, Mandeln oder Narben. Die Neuraltherapie reduziert oder beseitigt die Schmerzzustände sowie das Entzündungsgeschehen und befreit damit den Körper aus seiner allgemeinen Regulationsstarre. Nicht zur Anwendung kommen darf sie bei Gerinnungsstörungen.

Osteopathie

Osteopathie

Der Amerikaner Dr. Andrew Taylor Still (1828–1917) machte sich nach dem Tod von drei seiner vier Kinder auf die Suche nach alternativen Behandlungsansätzen und entwickelte die Osteopathie. Bei dieser manuellen Therapie werden mit bestimmten Grifftechniken nicht nur Blockaden im Muskel- und Skelettbereich, sondern auch in den tiefer liegenden Gewebeschichten behandelt. Die Anamnese schließt auch eine Befragung der Patienten zu früheren Wunden, Verletzungen oder seelischen Schocksituationen ein. Die Diagnose erfolgt durch Tasten, Beobachten und Mobilitätstests. Ziel der Osteopathie ist es, die Eigenregulation des Körpers wieder in Gang zu setzen. Der Gewebefluss wird optimiert, da er über die Versorgung der Blut- und Lymphgefäße den Stoffwechsel des Zielgewebes beeinflusst.

Die Osteopathie hat sich bei einem breiten Anwendungsspektrum bewährt: von Schmerzen des Bewegungsapparats bis hin zu funktionellen Herzbeschwerden. Sie ist gut mit anderen Naturheilverfahren zu kombinieren. Nicht geeignet ist sie für die Behandlung von Tumoren, da unter Umständen die Bildung von Metastasen angeregt werden kann.

Anthroposofie

Anthroposophie

Die anthroposophische Medizin geht auf den Österreicher Rudolf Steiner (1861–1925) zurück und ist Teil einer philosophisch-naturwissenschaftlichen so­wie religiös-esoterischen Lehre. Sie betrachtet den Menschen als viergliedrige Wesenheit:

  • physischer Leib: sichtbarer Körper
  • Ätherleib: ermöglicht Gestaltbildung und Lebensorganisation, Lebenskräfte
  • Astralleib: Seele, trägt Empfindungen und Gefühle
  • Ich: Geist, repräsentiert den individuell-geistigen Wesenskern

Krankheit bedeutet in Steiners Weltanschauung die Störung der Harmonie zwischen diesen Gliedern. Das Ziel der anthroposophischen Therapie ist die Stärkung der Selbstheilungskräfte, um die Harmonie wiederherzustellen. Die anthroposophische Medizin, die sich als Ergänzung zur Schulmedizin versteht, erfolgt überwiegend mit mineralischen, pflanzlichen und tierischen Heilmitteln. Hinzu kommen Gesprächs-, Farb-, Kunst-und Musiktherapie sowie Heileurythmie, bei der Wörter, Laute und Melodien in Bewegung umgesetzt werden. Diese Methoden haben auch in der Hochschulmedizin ihren Platz.

Bachblütentherapie

Bachblütentherapie

Der englische Arzt Edward Bach (1886 –1936) entwickelte diese Therapieform Anfang der 1920er-Jahre. Er war der Ansicht, dass Gesundheit eng mit Zufriedenheit im Leben und einem friedvollen Miteinander der Menschen verbunden ist. Negative Charaktereigenschaften wie Angst, Ärger, Traurigkeit oder Habgier sah er als die eigentlichen Ursachen für Krankheiten an. Umgekehrt soll Gesundheit erhalten oder wiedererlangt werden, wenn positive Gefühle dominieren. Bachs Therapie ist sozusagen eine seelische Gesundheitsfürsorge.

Gegen 38 „disharmonische Seelenzustände“ hatte Bach 38 wässrige Auszüge von Blüten verschiedener wildwachsender Pflanzen und Bäume aufbereitet. Je nach individueller Seelenlage wird die richtige Essenz ermittelt. So kann etwa White Chestnut, die Rosskastanie gegen Grübeln und ständiges Gedankenkreisen helfen. Und das gelbe Sonnenröschen ist geeignet, besser mit der eigenen nervlichen Konstitution umzugehen.

Die Bachblütentherapie ist bei persönlichen Krisen und Erkrankungen mit starker psychischer Beteiligung eine lohnenswerte Ergänzung. Nicht jedoch bei akuten psychiatrischen Fällen!

Yoga

Yoga

Yoga ist eine alte indische Tradition und findet seit den1960er-Jahren auch in Europa immer mehr Anhänger. Mittlerweile ist es ein wichtiges Naturheilverfahren, dessen positive Wirkungen durch zahlreiche wissenschaftliche Nachweise belegt sind. Es gibt verschiedene Formen von Yoga, bei uns ist vor allem Hatha-Yoga verbreitet. Yoga beeinflusst die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen günstig, es senkt den Blutdruck und den Cholesterinspiegel – und zwar ähnlich stark wie Joggen oder Radfahren.

Vor allem für ältere Menschen ist Yoga eine Alternative zu Ausdauersportarten. Auch bei bestehenden Herzerkrankungen können Yogaübungen hilfreich sein, etwa bei Herzrhythmusstörungen. Herz und Lunge profitieren zudem von einer besseren Sauerstoffzufuhr durch eine rhythmische Atmung. Die Übungen wirken entspannend auf das Nervensystem und bauen somit Stress ab. Einsteiger sollten Yoga unter Anleitung praktizieren, am besten bei erfahrenen Yogalehrern. Damit die Übungen wirken, müssen sie regelmäßig durchgeführt werden.

Homöopathie

Homöopathie

Sie wird fälschlicherweise der Naturheilkunde zugeordnet, ist aber ein eigenes medizinisches System, das von Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755 –1843) begründet wurde. Der Begriff leitet sich aus der Erkenntnis Hahnemanns ab, dass man Ähnliches mit Ähnlichem heilen sollte. Homöopathie (griech. homois = ähnlich, pathos = Leiden). Hahnemann führte die Wirkung der homöopathischen Mittel auf die Stärkung der „Lebenskraft“ zurück. Der homöopathische Arzneischatz besteht im Wesentlichen aus Pflanzen, Mineralien, Metallen und Tierprodukten. Auch sogenannte Nosoden zählen dazu, das sind Arzneien, die aus Krankheitsprodukten (zum Beispiel aus Blut oder Krankheitserregern) hergestellt werden. Bei der Behandlung mit homöopathischen Mitteln nimmt der Patient in der Regel ein Einzelmittel ein. Dieses bekommt er in einer besonders zubereiteten, potenzierten Form. Die Arzneisubstanz wurde dafür schrittweise mit Wasser oder Alkohol verschüttelt, also verdünnt, oder mit Milchzucker zu den sogenannten Globuli verrieben. Bei einer C-Potenz ist die Ausgangssubstanz im Verhältnis 1:100 verdünnt, bei einer D-Potenz 1:10. Niedrige Potenzen wirken vor allem auf Organfunktionen. Ab den Potenzen D12 und C12 wirken die Mittel auch im seelischen Bereich. Neben den erwähnten Einzelmitteln gibt es noch die sogenannten Konstitutions- und Komplexmittel. Letztere bestehen aus mehreren homöopathischen Mitteln, die sich in der Wirkung ergänzen oder verstärken.

Traditionelle Chinesische Medizin TCM

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Ein Leben mit der Natur und in Harmonie mit allen Dingen ist auch das Prinzip der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Alles hängt mit allem zusammen und steuert auf seine Weise das Geschehen im Körper. Jedes Organ hat einen speziellen Bezug zu Qi (der Lebensenergie) und Blut. Der Begriff „Traditionelle Chinesische Medizin“ ist allerdings eine neuere Wortschöpfung aus den 50er-Jahren. Grundlegend basiert die Traditionelle Chinesische Medizin auf dem Taoismus und seiner Vorstellung der ineinander verschlungenen Gegensätze (Yin und Yang) sowie der fünf Phasen-Lehre. Diese Lehre geht von den fünf Wandlungsphasen aus: Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser. Die genannten Elemente werden als eine Reihe von Symbolen gesehen, anhand derer alles im Universum eingeordnet werden kann. So sind jedem Element zum Beispiel ein oder mehrere Organe, eine Farbe, Charaktereigenschaft, Himmelsrichtung, Planet, Tages- und Jahreszeit, ein Geschmack oder Geruch zugeordnet. Die Interaktion der Elemente wiederum bewirkt einen Prozessablauf. Im „Großen Buch der chinesischen Medizin“ steht zum Beispiel: „Metall fällt Holz. Wasser löscht Feuer: Holz pflügt und lockert die Erde. Und Erde dämmt Wasser ein. So verhalten sich die Dinge zueinander“.

Gesundheit wird als freies Fließen von Lebensenergie (Qi) verstanden. Alle körperlichen, seelischen und geistigen Funktionen sind hierbei miteinander ständig im Austausch und stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Jeder Krankheit liegt somit ein Ungleichgewicht der einzelnen Komponenten zugrunde und wird je nach Qualität unterschieden in Fülle, Leere oder Blockade.

Ziel der TCM ist es, das Gleichgewicht zu erhalten oder wiederherzustellen.

Die therapeutischen Verfahren sind: chinesische Arzneitherapie, Akupunktur evtl. mit der dazugehörigen Moxibustion und Tuina Massagen.

Ayurveda

Traditionelle Indische Medizin (TIM)

„Ayus“ bedeutet im Sanskrit Leben, „veda“ Wissenschaft. Ayurveda ist also die Wissenschaft vom Leben. Dieses ganzheitliche Medizinsystem entwickelte sich vor mehr als 2000 Jahren. Das Ziel: Menschen möglichst lange gesund zu erhalten. Der Vorbeugung gilt deshalb große Aufmerksamkeit. Aber auch die Behandlung von Krankheiten ist ein wichtiger Bestandteil dieses ältesten ganzheitlichen Heilsystems.

Ayurveda ist alles andere als pure Wellness mit Massagen und Ölgüssen. Sowohl die Diagnose als auch in seiner umfassenden Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit, dem Eingebundensein in den Kosmos, ist es vor allem eine Bereicherung bei der Behandlung von typischen chronischen Erkrankungen der Moderne und eine wirklich individualisierte Medizin.

Die ayurvedische Lehre geht davon aus, dass alle Dinge aus den fünf Grundelementen Äther (oder Raum), Luft, Feuer, Wasser und Erde bestehen.  Alle Elemente finden sich auch im menschlichen Körper wieder, so zum Beispiel in seinen fünf Sinnen: hören (Raum), sehen (Feuer), riechen (Erde), fühlen (Luft) und schmecken (Wasser).

Aus diesen Grundelementen speisen sich wiederum drei biologische Kräfte/Energien – Vata, Pitta und Kapha, die man als Doshas bezeichnet. Sie sind mehr oder weniger stark bei jedem Menschen ausgeprägt. Bei der Zeugung wird das individuelle Mischungsverhältnis dieser drei Doshas festgelegt. Ein bzw. zwei Doshas überwiegen in der Regel. Somit sind wir von Natur aus mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen, einer gewissen „Grundkonstitution“ ausgestattet. Es geht darum, dieses individuelle Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, wobei Anpassungen an bestimmte Anforderungen durchaus normal, ja sogar sinnvoll sind und vom Körper toleriert werden. Bei einer nachhaltigen Störung dieses Gleichgewichtes beginnt jedoch ein Krankheitsgeschehen.

Die Behandlung zielt auf die Wiederherstellung des individuellen Gleichgewichtes. Das bedeutet Ungleichgewichte bei den Doshas zu beseitigen sowie die Balance des Agni (Verdauungs-und Stoffwechselfeuer) wiederherzustellen und damit den Ernährungs-und Funktionszustand der Gewebe. Da aus ayurvedischer Sicht vor allem eine falsche Ernährung, sowie falsche Verhaltens-und Denkgewohnheiten krankmachen, stehen sie auch im Mittelpunkt eines gesundheitsfördernden Behandlungskonzeptes. Zumal der Patient bei genau diesen Faktoren selbst sehr aktiv werden kann. Zur Heilung von noch nicht zerstörten Strukturen oder Linderung der Beschwerden bei bereits angegriffenen Strukturen (zerstörter Gelenkknorpel, vernarbtes Gewebe nach Herzinfarkt usw.) greift der ayurvedische Arzt auf folgende Therapieoptionen zurück:

Ausleitende Verfahren (Panchakarma) von innen:

wie z.B. Abführen, Einläufe, Erbrechen oder Blutentzug durch Aderlass oder Blutegel.

Ausleitende Verfahren von außen:

Dazu gehören u.a. die Ölmassagen, Trockenabreibungen, Dampfbäder oder auch Packungen.

Ausgleichende Verfahren

Dazu zählt die Ernährungstherapie, wobei es vor allem um die richtige Auswahl der Lebensmittel für den jeweiligen Patienten nach seinem Konstitutionstyp sowie die richtige Ernährungsweise geht.

Weiterhin zählen die Ordnungstherapie (Geist und Seele in Balance bringen) sowie die medikamentöse Therapie zu den ausgleichenden Verfahren.